Ein Bild von Auflagen und dem Fachkräftemangel wollte sich der Landtagsabgeordnete Willi Stächele (CDU) bei einem Gespräch mit Geschäftsführerin Sabine Fronz, Pflegedienstleiterin Irmgard Weismann, Vorstandsvorsitzendem Thomas Kohler und Annette Bartsch gestern im Altenpflegeheim St. Franziskus machen.
Mit 150 Mitarbeitern bietet die Einrichtung vollstationäre, Kurzzeit- und Verhinderungspflege an und hat zurzeit 116 Bewohner.
Kohler brachte es gleich auf den Punkt: Zehn Millionen Euro würde der Umbau des Heims kosten, wenn man die Landesheimbauverordnung sofort umsetzte (der ABB berichtete).
Dies sei ohne Kreditaufnahme nicht zu bewältigen. Daher habe das heim eine Verlängerung der Übergangsfrist bis 2031 beantragt - und auch bekommen.
Entscheidend hierfür war, laut Geschäftsführerin Sabine Fronz, dass das Pflegeheim erst vor kurzem umfassend saniert wurde. Kohler betonte, dass die Verordnung eine Wohngruppe mit maximal 15 Bewohnern "als einzige Form, die glücklich macht" vorsehe.St .Franziskus verfüge bereits größtenteils über Einzl- und einige Doppelzimmer. Die Wohngruppen bestehen aus 25 Personen. Ohne große bauliche Veränderungen und großen finanziellen Aufwand könne man den Anforderungen nicht gerecht werden, erklärte Irmgard Weismann. Hier wäre ein Neubau fast noch die bessere Alternative, so Kohler. Fronz fehlt die Vielfalt der Pflegeunterbringung durch die Verordnung: "Der Mensch wird eingeschränkt. Er hat nicht mehr die Wahl." Kohler sieht die Zukunft des Heims auch in der Verbreiterung des Angebots. Grund seien gesellschftliche Entwicklungen wie die Betreuung außer Haus. Dem stehen allerdings Vorschriften im Weg - nur ambulante Dienste dürfen diese Aufgabe übernehmen. Zurzeit beschäftige das Heim fünf Auszubildende, antwortete Kohler auf die Frage Stächeles. Vielfach werde, so Kohler, geringe Bezahlung als Grund für den Fachkräftemangel inder Pflege angegeben. "Müssen wir hier noch 1.000 Euro drauflegen?" fragte Stächele, Kohler antwortete:"Wir müssen - dmit in Zukunft auch ein Pfleger oder eine Pflegerin Alleinverdiener der Familie sein kann."
Der Abgeordnete hatte den neuen Koalitionsvertrag der Großen Koalition in Berlin dabei. Dieser sehe vor, dass die Bezahlung und auch die Arbeitsleistung für Pflegepersonal spürbar verbessert werde. Das sei gut, meinte Weismann, jedoch sollten auch die Anteile der Pflegeversicherung erhöht werden, damit nicht ein großer finanzieller Teil an Pflegebedürftigen oder deren Angehörigen hängen bleibe. Gerade das neue System der Pflegegrade habe zu Nachteilen geführt. Die Einstufung sei schwieriger - beispielsweise bei Demenzkranken.
Auch finanziell wirke sich das aus. Bei geringerem Pflegegrad zahlten die Krankenkassen weniger. "Macht mehr Zuhause" sei wohl das Ziel des zweiten Pflegestärkungsgesetzes, vermutete Stächele. Er plädierte für eine erneute Betrachtung der Pflegegrade.