Dialog Dollenberg widmet sich brandaktuellen Themen

27.02.2022, 09:22 Uhr

Am Sonntag, 27.02.2022 fand nach vielen Monaten Corona-Pause der erste Dollenberg-Dialog im gleichnamigen Hotel in Bad-Peterstal-Griesbach unter der bewährten Leitung von Willi Stächele (MDL) und Hotelier Meinrad Schmiederer statt. 

Wie üblich trafen sich viele Vertreter hiesiger Unternehmen, Verbänden und aus der Politik, um sich über hochaktuelle und zum Teil sehr brisante Themen, auch im Hinblick auf den Krieg zwischen Russland und der Ukraine, auszutauschen. „Es ist ein Glücksfall, dass sich mit unserem Mitglied Prof. Dr. Klaus Mangold ein exzellenter Kenner der russischen Politik, sofort zu einer aktuellen Einschätzung der Lage im Krieg zwischen Russland und der Ukraine bereit erklärt hat“, so Willi Stächele bei seiner Begrüßung.
Professor Klaus Mangold, Honorarkonsul der russischen Föderation in Baden-Württemberg, merkte dann auch in seinem Referat zum Thema deutsch-russische Wirtschaftsbeziehungen treffend an: „In der Ukraine  spielen sich gerade Dinge ab, die schicksalhaft für ganz Europa sind. Wir erleben einen Schock und eine Zeitwende, die der Bundeskanzler in seiner Rede im Parlament ausführlich beschrieben hat.“ Der Krieg in der Ukraine hole lang vergessene, verdrängte und vernachlässigte Themen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zurück. Zu diesen zählten die Nato-Osterweiterung, die Sicherheitsarchitektur Deutschlands und der gesamten EU, das Dilemma im Bereich der Energiewirtschaft und viele andere. „Ich bin normalerweise ein optimistischer Mensch“, sagt Mangold. Eine Prognose zum weiteren Verlauf der Krise wage er aber nicht zu treffen. Viel zu unklar sei die Lage aktuell, viel zu unklar die Ziele des russischen Präsidenten, viel zu unberechenbar sei das Geschehen. Mangold wünscht sich, dass vor allem Europa „Gesprächsformate mit Russland offenhält“ und setzt auch auf eine mögliche Vermittlerrolle Chinas im Konflikt.
Sigfrid Lorek, zweiter Redner des Abends und aktuell Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Justiz und Migration schlug die Brücke zu möglichen Folgen des Krieges in der Ukraine für Baden-Württemberg im Speziellen. Ein Krisenstab sei eingerichtet worden der sich mit der Frage beschäftige, wie die Unterbringung und Versorgung von Kriegsflüchtlingen gemanaged werden könne. Die Hilfsbereitschaft der Baden-Württemberger sei sehr groß und es sei aktuell noch schwer, die Übersicht über die unzähligen Hilfsangebote zu behalten und diese zielgerichtet einzusetzen. Vom Bund wünsche er sich die Einrichtung einer bundesweiten zentrale Hotline, bei der solche Angebote eingehen und dann umgehend kanalisiert werden können. 
Dem dritten Redner des Abends, Joe Chialo vom Bundesvorstand der CDU und Executive Vice President bei A&R Universal Music Central Europa & Africa stellte die große Bedeutung der Kunst- und Kulturschaffenden heraus: „Sie sind es, die die Lagerfeuermomente unserer Zeit schaffen. Deren Arbeit uns Mut und Trost in schweren Zeiten wie diesen gibt.“ Er wünscht sich für die Branche, die „vor Corona“ einer der wirtschaftsstärksten des Landes war, dass sie von Seiten der Politiker mehr wahrgenommen, geschätzt und unterstützt wird. „Es ist auch die kulturelle Vielfalt die Menschen in Krisen- und Kriegszeiten resilienter macht“, so einer seiner Gedanken zum Thema. „Hier gilt nicht nur das Mail spitzen. Sondern auch pfeiffen.“ Die Branche und ihre vielen nicht abgesicherten Freelancer und Mitarbeiter dürfe nicht vergessen werden bei den Bemühungen der Politiker um Schadensbegrenzung bei den Folgen der Corona-Pandemie. Zweiter Schwerpunkt seines Redebeitrags war die wirtschaftlichen Möglichkeiten Afrikas, den er „Kontinent der Chancen“ nennt. Es mache ihn traurig, dass Afrikaner in Filmen zumeist dubiose Rollen erhielten wie die des Drogendealers, Mörders, Heiratsschwindlers oder Wilderers. Hier müsse ein Umdenken geschehen. Der Kontinent habe schier unendliches Potenzial durch wertvolle Ressourcen und auch den niedrigen Altersdurchschnitt der afrikanischen Gesellschaft. „Nicht nur was den Ausbau des Mobilfunks angeht kann Deutschland von Afrika lernen“, sagt er augenzwinkernd.
Der sich an die einzelnen Vorträge jeweils anschließende Austausch von Mitgliedern und Referenten im festlichen Rahmen des Spiegelsaals steht exemplarisch für das, was den Dialog Dollenberg ausmacht: Vielfalt und einen fruchtbaren Austausch über brandaktuelle Themen in angenehmer Atmosphäre. Auch diesmal wieder mit einem kulinarischen Verwöhnprogramm durch 2-Sterne-Koch Martin Herrmann.